Bremsenfallen

Ergebnisse einer aktuellen Studie

Eine Abhilfe plagender Bremsen versprechen Anbieter von sog. Bremsenfallen. Besucher von Reiterhöfen bzw. -plätzen kennen diese, auf den ersten Blick wie eine unförmige Vogelscheuche aussehende Gebilde. Denn zum vermeintlichen Schutz der Pferde werden diese Fallen insbesondere dort aufgestellt, wo Pferde anzutreffen sind. Immer häufiger finden sich diese Fallen aber auch an den Rändern von größeren Hausgärten, meist in unmittelbarer Nähe zu Wiesen oder Blühflächen. Das Prinzip einer Bremsenfalle ist einfach zu erklären: Der schwarze Ball imitiert (nach Angaben der Hersteller) ein Pferdehinterteil. Durch die schwarze Färbung erhitzt sich der Ball sehr schnell in der Sonne, wodurch die Bremse angelockt wird und sich auf das vermeintliche Opfer setzt (vielmehr wird das Insekt von der Hitze des Balles angelockt, als von der Ähnlichkeit mit einem Pferdehinterteil). Nach einigen vergeblichen Versuchen, dem Opfer Blut zu entziehen, fliegt die Bremse in den oben angebrachten Trichter, der sie in einen Fangbehälter führt. Dort verendet sie dann. Die Anbieter dieser Fallen versprechen eine Reduzierung des Bremsenbestandes um ca. 95 %. Hierbei stellen sie besonders die „Umweltfreundlichkeit“ der Methode heraus (Anm.: Ruhig einmal mit der Suchmaschine ihres Vertrauens nach dem Begriff „Bremsenfalle“ suchen, es lohnt sich).

Eine genauere Betrachtung der Fangergebnisse lässt jedoch Zweifel daran aufkommen, dass dieser Begriff gerechtfertigt ist. Eine aktuelle wissenschaftliche (und nicht vom Hersteller beauftragte) Untersuchung durch unsere Mitarbeiterin Nina Jäckel an der Universität Bielefeld hat den Beleg dafür erbracht, dass Bremsenfallen keinesfalls eine umweltverträgliche Methode zum Schutz von Bremsen(bissen) darstellen. Tatsächlich locken die Fallen Insekten an, aber keinesfalls nur – wie erwünscht und angepriesen – Bremsen, sondern auch eine Vielzahl anderer Insektenarten. Mit den in der Studie untersuchten Bremsenfallen wurden im Untersuchungszeitraum von April – Oktober 2017 insgesamt 53.433 Insekten gefangen. Hiervon konnten 2.022 als Bremsen bestimmt werden (das entspricht einen Anteil von 3,7 %). Demnach wurden durchschnittlich pro gefangenem Bremsenindividuum 25 weitere Insekten quasi als „Beifang“ mit getötet. Darunter befanden sich auch zahlreiche als „Nützlinge“ zu betrachtende Arten, wie z. B. Schweb- und Florfliegen. So kommen auf zwei getötete Bremsenindividuen mindestens ein bestäubendes Insekt.

In der Studie wurden die Schwebfliegen, Bremsen, Bienen und Wespen auf Artniveau bestimmt, Fliegen wurden der jeweiligen Familie zugeordnet und alle weiteren Tiere ihrer Ordnung. In folgender Auflistung werden die wichtigsten Ergebnisse wiedergegeben:

 

Familie der Schwebfliegen

38 Schwebfliegenarten, davon mind. 3 Arten der RL NRW; 364 Individuen

Familie der Bremsen

10 Arten, davon 1.936 Individuen der Art Regenbremse (Haematopota pluvialis); die Art Pferdebremse (Tabanus sudeticus) konnte hingegen nicht nachgewiesen werden.

Unbestimmte Zweiflügler
(Fliegen, Mücken)

46.195 Individuen

Familie der Schlupfwespen

1.498 Individuen (keine Artbestimmung)

Ordnung der Schmetterlinge

410 Individuen, davon wahrscheinlich zwei Individuen der RL NRW (Bläuling und Glasflügler)

Ordnung der Stechimmen

47 Bienen- bzw. Wespenarten; 456 Individuen, davon 11 Arten der BArtSchV

Ordnung der Käfer

197 Individuen

Ordnung der Netzflügler

105 Individuen (keine Artbestimmung)

Ordnung der Springschwänze

273 Individuen (keine Artbestimmung)

Ordnung der Wanzen

178 Individuen (keine Artbestimmung)

Ordnung der Zikaden

411 Individuen (keine Artbestimmung)

Klasse der Spinnentiere

176 Individuen (keine Artbestimmung)

 

Aus den dargelegten Ergebnissen der Studie lassen sich mehrere Schlüsse ziehen:

  • Die beworbene Reduzierung des Bremsenbestandes um 95 % kann nicht belegt werden, da die von den Herstellern vorgelegte Untersuchung keine Vorher-Nachher-Betrachtung durchgeführt hat.
  • Die umworbene Reichweite von ca. einem Hektar kann nicht wissenschaftlich belegt werden.
  • Mit jeder getöteten Bremse sterben auch mind. 25 weitere Insektenindividuen.
  • Eine Selektivität der Falle ist also nicht belegbar bzw. nachweislich nicht gegeben.

Der Insektenschwund ist mittlerweile weltweit wissenschaftlich belegbar. Daher sollten wir die derzeitige Situation nicht weiter durch untaugliche Insektenfallen verschlimmern. Sollten Sie also bisher auf Ihrer Weide oder in Ihrem Garten Bremsenfallen verwenden, machen Sie sich doch bitte Gedanken über geeignete Alternativen, wie z. B. Pferdedecken. Die Insekten freut‘s.

Sollten Sie weitere Fragen zur Studie haben, melden Sie sich doch bei uns

Bremsenfalle auf einem Reiterplatz
Wöchentliche Probe einer Falle

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